Kirchenschiff

Das Kirchenschiff

Foto: Reinhold Hörner

Durch die Rundbogentür mit eingemeißeltem Weihekreuz gelangt man in das Kirchenschiff.

Beim Betreten der Kirche gilt der erste Blick vermutlich dem Marienaltar mit den verschiedenen Heiligenfiguren. Überhaupt ist der Chorraum mit dem Flügelaltar und dem Sakramentshäuschen ein klares Zeichen dafür, daß die Kirche ursprünglich katholische Pfarrkirche war.

Das Langhaus ist geprägt von der Umlaufempore, die auf der Nordseite sogar doppelstöckig ist.

Die Anordnung der Emporen wiederum beruht auf dem urtümlich evangelischen Gottesdienstverständnis. Während in der katholischen Messe der freie Blick auf den Altar als Ort der Wandlung für alle Gläubigen gewährt bleiben muß, steht im Zentrum des evangelischen Gottesdienstes die Wortverkündigung, also die Predigt. Deshalb ist die Errichtung der Emporen in der Kirche möglich gewesen, die eben nicht von jedem Platz aus den Blick auf den Altar freigeben, das gepredigte Wort aber überall hörbar ist.1

Die untere Empore wurde im Jahr 1575 errichtet, wie das Kopfstück eines verzierten Emporenständers verrät. Die Ständer sind mit unterschiedlichen Mustern ausgearbeitet. Die Emporen und die Kanzel stammen vermutlich aus einer einheimischen Werkstatt. Die Brüstungsmalerei der unteren Empore zeigt sogenannte gegenstandslose Malerei, wie man „die Ausfüllung aller leeren Stellen (…) vieler Stücke der Volkskunst“ bezeichnet.2

Aus Platzmangel wurde um das Jahr 1700 auf der Nordseite zur Doppelempore aufgestockt. Die Brüstungsmalerei dort zeigt Wurzeln, Blüten und Blütenranken. Die Ständer der oberen Emporen sind einheitlich ausgearbeitet und zeigen barocke Wölbungen.

„Die Plätze der Kirche sind so verteilt, daß im Schiffe die Frauen, Jungfrauen und die weibliche Schuljugend, auf den geräumigen Emporen die Männer, Jünglinge und Knaben ihre Sitze haben“, schrieb Ludwig Camerer 1897.3

„ANNO DOMINI 1596“ wurde die Kanzel an zentraler Stelle in die Kirche eingebaut. 1670 wurde ein kronenförmiger Schalldeckel ergänzt. Die Kanzelbrüstung ist ebenfalls bemalt und zeigt Rahmen- und Rankenwerk mit Vasen und Blüten.

Unter der Kanzel steht der „alte gothische Taufstein in derber Ausführung mit dem Wertheim – Breubergischen Wappen“4, als sichtbares Zeichen für die Zughörigkeit zum Landesherren, dem Wertheimer Grafen.

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1 Festschrift: Jörg Paczkowski, S. 29
2 ebenda, S. 30
3 L. Camerer, S. 9
4 A. v. Oechelhäuser, S. 93